Kriegsgräberstätte / Sowjetischer Friedhof Michendorfer Chaussee

An der viel befahrenen Bundesstraße das Schild: Kriegsgräberstätte.Gedenkpark, Militärfriedhof Michendorf, Sowjetischer Friedhof.Dank an die Menschen, die das riesige Gelände so sorgsam pflegen.Die irritierenden 50er Jahre-Daten auf den Grabsteinen bedeuten die Umbettungen der Nachkriegsjahre.Nur gezielt oder sich gänzlich verlaufend ist der im Waldesgrün verborgene Friedhof zu finden, weitab von Wohnstätten.Die Namen auf den Steinen verwittern langsam - Gedanken im Wind in die riesige, weite Heimat des einstigen Vielvölkerstaates. Dort die Gräber der Anderen.Etwas ist hier anders und besonders berührend wie ich es so nirgends sonst kenne: Hinterbliebene, für die der Ort irgendwie erreichbar wurde, ließen in den Stein mit wenigen Worten meißeln: ...Söhnchen ... Papa ... Mama ...Kein stolzes Heldengedenken, weder Ehre noch Ruhm - nur der unendliche Schmerz, das ewig dauernde Weinen des eigenen Herzens in diesen Worten.Die hier liegen wurden nicht eiskalt geschickt.Zwischen all dem Grün ein einzelnes, brennendes Licht, weiße Blumen, eine Puppe mit ausgestreckten Ärmchen. Die letzte Beerdigung fand auf diesem Friedhof 1985 statt.Es ist April 2023.Krieger- Gefallenendenkmale, Denkmale der Befreiung sind einfach zu interpretieren. Hier am Denkmal des Soldaten mit Fahne verändern sich die Gedanken mit nur minimalen Unterschieden des Lichteinfalles oder des Standortes. Die Gestalt ohne heroischen Kampfpose. Kein starres Stehen oder Schreiten. Formlos auseinander getriebene Stiefel, wie angepasst den von quälenden Gewaltmärschen geschwollenen Füßen. Keine schnittig gestylte Uniform. Der geschlossene Mantel fällt so schwer, dass sogar das Raue des groben Stoffes mit Augen gefühlt werden kann. Der herab hängende Arm voller Müdigkeit. Der rechte ausgestreckt, eine Fahne haltend - oder: die Fahne hält. Das wirkt künstlerisch unehrlich, ungekonnt. Das ist künstlich, zu gewollt, gewünscht, gefordert.Die Bronze entstand nach Entwürfen des Potsdamer Künstlers Walter Bullert (1815 - 1986). Vor einigen Jahren noch hätte ich mit Kollwitz und Barlach im Kopf gedacht: unbedeutend, mittelmäßig, typisch 50er Jahre.Mit der aktuellen politischen Lage rückt diese Dekade wieder näher mit ihrer Zerrissenheit, voll zwiespältiger Umbrüche, längst vergessen und nie aufgearbeitet. Hier ist manches abzulesen.

Schön im Wald gelegene, gut gepflegte, recht große Anlage.

Sehr beeindruckend!